Bardenas Reales
Als ich zum ersten Mal etwas über die Bardenas Reales - eine Halbwüste in Europa - hörte, war sofort mein Interesse geweckt, diese Landschaft mit ihrer seltenen Tierwelt näher zu besichtigen. Gesagt getan, Mitte Mai 2010 ging´s los nach Nordspanien in die Provinz Navarra. Dort im Südosten liegen die Bardenas mit ihren spektakulären Landschaften.
Sie sind etwa 450 km2 groß und in ihnen befinden sich 3 Naturschutzgebiete, ein militärischer Komplex sowie landwirtschaftliche Flächen. 2000 wurden sie von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt.
Der Begriff Halbwüste ist hier doppelt belegt. Erstens ist sie eine Halbwüste im
strengen Sinne, d.h. es gibt im Frühjahr jährlich wiederkehrende Grünphasen, die je nach Niederschlagsmenge mehr oder weniger anhaltend sind. Im Hochsommer mit Temperaturen bis 45 °C verdorrt alles und es ist ein tatsächliche Wüste.
Zweitens wird ein Teil, wie schon erwähnt, landwirtschaftlich genutzt, vorwiegend zum Getreideanbau und für Weidewirtschaft mit Schafen.
Das ist möglich, weil der lehmige Boden sehr nährstoffreich ist und auf Grund der Wärme das Getreide rasch reift.
Übrigens sind in der bekannten Wüste Gobi in der Mongolei nur 3% der Fläche Sandwüste, der Rest ist Halbwüste.
Die drei Zonen der Bardenas sind
Bardena Blanca als das wüstenartigste Gebiet. Eine Karstlandschaft bestehend aus weiten Ebenen mit labyrintartigen Schluchten, teilweise vom abfliessenden Wasser ausgewaschen
und darin Inselberge mit herrlichen Strukturen.
El Plano, eine Hochebene gut und gerne 100 m über der Umgebung gelegen. Sie wird intensiv für den Getreideanbau genutzt. An ihren Hängen wachsen Kermeseichen, Rosmarin und Beifuß sowie etliche andere Pflanzen, die von diversen Insekten besucht werden.
Bardena negra, die eher den Mittelmeerwäldern ähnelt und sich über verschiedene Höhen erstreckt. Kiefernwälder und Kermeseichen bestimmen den Charakter.
Es gibt verschieden Möglichkeiten, sich die Bardenas zu erschließen. Mit dem Auto darf man nur vorgeschriebene Routen (Schotterpisten) befahren. Für Motorräder und Radfahrer sind mehr Wege freigegeben. Als Fußgänger hat man den größten Bewegungsspielraum.
Ich zog das Auto kombiniert mit Abstechern zu Fuß vor, sonst wäre es nicht möglich gewesen, das gesamte Gebiet in rund 10 Tagen zu erkunden und zu fotografieren.
Am stärksten haben mich die großen Ansammlungen von Gänsegeiern beeindruckt.
Schwärme mit 50 und mehr Tieren konnte ich beobachten
und auch im Bild festhalten.
Bienenfresser, Theklalerchen (die iberische Verwandte unserer Haubenlerche), Rotkopfwürger,
Eidechsen, Frösche, Schmetterlinge
und andere Vertreter der Fauna konnte ich sehen und auch fotografieren.
Wenn man die Bardenas Reales besucht, sollte man Abstecher zu einigen anderen Punkten in der Nähe nicht verpassen. So ist der Ebro mit seiner Tierwelt
ebenso einen Besuch wert wie die Hauptstadt der Störche - Alfaro. Hier findet man günstige Positionen, um ihnen direkt in die Kinderstube zu schauen.
Und etwas weiter westlich ist die Provinz Rioja, Weinkennern wohlbekannt. Wer Zeit hat, warum nicht auch dahin? Die Altstadt von Logrono ist am späten Abend auf jeden Fall eine Reise wert.
Auf den Straßen wie in den Tappas- und Weinbars tobt das Leben.
Alles in allem eine Reise für Naturfreunde, die Interesse an starker Landschaft, außergewöhnlichen Tieren und Fotografie haben.